Wie viele Engel passen auf eine agile Nadelspitze?

Manchmal lese ich Einträge in agilen Diskussionsgruppen, die mir gelinde gesagt etwas ab vom Thema erscheinen. Da rechnet jemand vor, wie man die exakte Länge jeder agilen Sitzung abhängig von der Sprintlänge berechnen kann. Oder jemand fragt, wie man nun die Produktivität von zwei seiner Scrum-Teams vergleichen kann, welches denn besser ist. – Ob es irgendein Tool oder eine Metrik dafür gibt? Hat jemand Erfahrung damit?

Bei solchen Einträgen frage ich mich schon, wie es um die Motivation des Fragenden bestellt ist, und wie weit er eigentlich die Prinzipien von agiler Softwareentwicklung verstanden hat?

Ich würde ihn rückfragen: ob er denn weiss, wie motiviert seine Entwickler/innen sind? Ob sie in ihren Retrospektiven in letzter Zeit spannende Dinge zum Verbessern gefunden haben, die sie produktiver gemacht haben? Ob er irgendwelche organisatorischen Hindernisse in seiner Firma oder Abteilung kennt, die er vielleicht selbst für die Teams wegräumen könnte, damit sie noch motivierter und noch produktiver arbeiten? Ob die Teams mit der Vision, die sie von ihrem Product-Owner bekommen, zufrieden sind, ob sie so anschaulich ist, dass sie sie auch um drei Uhr nachts noch sagen könnten, wenn sie jemand aufweckt? Ob die Entwicklungsumgebung, mit der sie arbeiten (müssen) so geartet ist, dass sie ständig im Fluß bleiben können, oder ob sie doch öfter Kaffee holen müssen, als sie eigentlich möchten?

Wenn so ein Manager oder Consultant insofern seine Hausaufgaben gemacht hat, dass er all das weiß, weil er so oft wie möglich in der Nähe der Teams ist, direkt von ihnen hört, was die Probleme sind, und alles, was man grundsätzlich in der Organisation lösen muss, zumindest angeht, Fortschritte erzielt hat, und den Leuten die Mittel zur Verfügung gestellt hat, um die richtig heftigen Probleme zu lösen – dann, ja dann, dürfte er solche Fragen stellen, aber dann, bin ich überzeugt, will er es gar nicht mehr. Braucht er nicht mehr – dann ist es einfach eine Freude, den Teams bei der Arbeit zuzuschauen, denn dann stecken sie voller intrinsischer Motivation.

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